„Von einem inklusiven Arbeitsmarkt noch weit entfernt“ – Rund 200 Teilnehmer beim Fachtag „Arbeit für Alle?!“ von Miteinander Leben Lernen

Größer als erwartet war das Interesse am Fachtag „Arbeit für Alle?!“, der von Miteinander Leben Lernen (MLL) am Donnerstag, 28.3., veranstaltet wurde.

Fast 200 Teilnehmer*innen informierten sich in hochkarätig besetzten Impulsvorträgen und Workshops über Wege und Chancen für Menschen mit Behinderung zu einer Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.Mit der Unterzeichnung der UN – Behindertenrechtskonvention hat die Bundesregierung die Basis für die Gleichstellung von Menschen mit und ohne Behinderung auch im Bereich der Arbeit geschaffen. Trotzdem stehen Menschen mit Behinderung auch 10 Jahre nach in Krafttreten der UN-BRK noch viele Barrieren im Weg.

Die stellvertretende Ministerpräsidentin Frau Anke Rehlinger, übernahm im Rahmen der Veranstaltung die Schirmherrschaft über die neue“ Servicestelle für betriebliche Inklusion“ von MLL. In ihrer Rede sagte sie: „Für die Landesregierung ist Inklusion ein zentrales Anliegen. Wir haben zwar schon viele Schritte zu einem echten inklusiven Arbeitsmarkt zurückgelegt, aber am Ziel sind wir noch nicht angelangt. Wir wollen, dass noch mehr Menschen mit Beeinträchtigungen in Arbeit kommen. Dafür brauchen wir starke helfende Hände wie die von Miteinander Leben Lernen.“

Für den Veranstalter, Miteinander Leben Lernen, forderte Matthias Warken, Geschäftsführer, in seiner Begrüßung „Wir müssen weiter Barrieren abbauen, von einem inklusiven Arbeitsmarkt sind wir auch im Saarland noch weit entfernt“.

Gleich zu Beginn wies Professor Dr. Arthur Limbach-Reich von der Universität Luxemburg in seinem Impulsreferat darauf hin, dass das Recht auf unmittelbare Teilhabe an allen gesellschaftlichen Bereichen, dazu gehört auch das Arbeitsleben, staatlicher Fürsorge obliegt. Fast 220.000 Menschen im Saarland leben mit einer Behinderung von mindestens 20 Prozent (GdB). Für viele Betroffene gestaltet sich die Suche nach einer Beschäftigung außerhalb einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung schwierig. Oft fehlt es an wichtigen Informationen über gesetzliche Regelungen und Beratungsmöglichkeiten auf der Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz.

Viele Themen der Veranstaltung leiteten sich aus dem Bundesteilhabegesetz ab. Darüber hinaus wurden das Persönliche Budget, auf das es einen Rechtsanspruch gibt und das Budget für Arbeit in den Workshops diskutiert. Dr. Alena McCorkle und Prof. Dr. Marcus Funke von Latham & Watkins, einer Anwaltskanzlei mit Schwerpunkt Wirtschaftsrecht, bescheinigen in ihrem Impulsreferat Deutschland eine äußerst schwache Position im Vergleich zu anderen EU-Staaten: „Ein Problem bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention sind Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Diese   Sonderarbeitswelten haben nach wie vor eine dominante Position in und sind für das zentrale Umsetzungsdefizit des Artikels 27 ‚Arbeit und Beschäftigung‘ in der UN-BRK verantwortlich. Das wird uns auch im UN-Staatenbericht bescheinigt.“

Dunja Fuhrmann, Gesamtbehindertenbeauftragte der Landeshauptstadt und Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter e.V., BSK, diskutierte im Podium ihres Workshops mit Schwerbehindertenvertretern und Arbeitnehmern*innen. „Um die Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erhöhen, muss eine qualifizierte Betreuung der zuständigen Fachdienste gewährleistet sein. Ebenso müssen künftige Arbeitgeber über die Anforderungen an die Gestaltung eines barrierefreien Arbeitsplatzes und den finanziellen Fördermöglichkeiten informiert sein“.

„Unser Ziel war es, ein breites Forum zu schaffen bei dem sich Menschen mit Unterstützungsbedarf, Angehörige sowie Ehrenamtliche treffen, austauschen und informieren und in Kontakt mit Fachkräften kommen können. Genau das hat funktioniert! Im Rahmen dieser Veranstaltung erhielten sie einen Überblick über den bundesweiten Stand in Sachen Bundesteilhabegesetz, andere Leistungsanbieter und Träger“, betonte Nora Barthel, Leiterin der Servicestelle für betriebliche Inklusion und Mit-Organisatorin des Fachtages.

Die Ergebnisse aus acht Workshops wurden im abschließenden Plenum, das von Norbert Klein, Chefredakteur beim SR, und im Vorstand bei MLL moderiert wurde, zusammengetragen. Dabei wurde das marktorientierte Wirtschaftssystem als einer der Hauptstörfaktoren auf dem Weg zu einem inklusiven Arbeitsmarkt genannt. Zwar gäbe es seit dem Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention positive Tendenzen.

Tatsächlich sind die Ergebnisse der Vermittlung von Menschen mit Behinderung aus den Werkstätten auf den ersten Arbeitsmarkt mit durchschnittlich 0,1 Prozent beschämend.

Matthias Warken, Geschäftsführer bei MLL, zieht Bilanz: „Der Fachtag war ein voller Erfolg. Wir hatten hochkarätige Referent*innen und enormen Zuspruch. Es haben sich tolle Gespräche ergeben. Es ist schon viel im Gange. Wir wollen, dass es echte Wahlmöglichkeiten gibt, die gesetzlichen Möglichkeiten sollen genutzt werden können. Ich bin mir sicher, dass wir hierbei mit dem Fachtag einen Schritt weitergekommen sind.“

SR3-Beitrag vom 28.03.:
https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=72138

Aktueller Bericht vom 28.03. (bei 2:50:00):
https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=72124

Infoveranstaltung: Schule zu Ende – und wie geht es weiter?

Wir möchten Sie und/oder Ihr Kind und Interessierte gerne zu unserer Informationsveranstaltung einladen:
19. Februar 2019
um 17:00 Uhr

Liebe Eltern,

die Schulzeit ihres Kindes geht langsam zu Ende und vielleicht treten auch die ersten Fragen auf:
In welche Richtung kann es nun weiter gehen? Welche Möglichkeiten gibt es? Was passt am besten zu meinem Kind?

Miteinander Leben Lernen bietet zum Übergang Schule/Beruf Jugendlichen mit Unterstützungs-bedarf eine individuelle Berufsvorbereitung an. Ziel unserer Berufsvorbereitung Inklusive (BvI) ist es, Jugendlichen Wege in eine Berufstätigkeit zu eröffnen. Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, in denen sich die Heranwachsenden, entsprechend ihrer Interessen und Fähigkeiten zunächst erproben können, bilden den Schwerpunkt unseres Programms. Sie sollen möglichst viele Bereiche kennenlernen, um so entscheiden zu können, in welchem Bereich sie später arbeiten möchten. Diese Praktika werden von uns intensiv begleitet.
Dabei verstehen wir unsere individuellen Maßnahmen als Alternative zum Berufsbildungsbereich in der WfbM (Werkstatt) und anderen Maßnahmen im Rahmen der Unterstützten Beschäftigung und berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen.

In unserer Informationsveranstaltung informieren wir Sie über unser Angebot und unsere Möglichkeiten. Teilnehmer und Eltern aus dem letzten Jahrgang berichten über ihre Erfahrungen.

Wir möchten Sie und/oder Ihr Kind und Interessierte gerne zu unserer Informationsveranstaltung einladen:
19. Februar 2019
um 17:00 Uhr
Miteinander Leben Lernen gGmbH
Berufsvorbereitung Inklusive (BvI)
Eschberger Weg 40, 66121 Saarbrücken

Wir würden uns sehr freuen, Sie in den Räumen unserer Geschäftsstelle zu begrüßen.

Dafür bitten wir um eine kurze telefonische Anmeldung: (0681) 687 97 – 29.

Inklusion umsetzen! Erklärung zur Diskussion um Einrichtung neuer Förderschulen, MLL e.V.

Immer wieder taucht in Presse und Öffentlichkeit die Forderung auf, Inklusion wegen angeblich vielfältiger Probleme zu verzögern oder gar zu stoppen.

Inklusion ist aber weder die Idee einer politischen Partei, noch die Wunschvorstellung einzelner Interessensvertretungen. Inklusion, also das Recht aller, auch der Menschen mit Behinderungen, auf gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe wurde am 13. Dezember 2006 in der Generalversammlung der UN im „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen UNBRK)“ beschlossen und trat am 03. Mai 2008 international in Kraft. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich mit der Unterzeichnung 2007 zu diesem völkerrechtlich verbindlichen Vertrag bekannt und ist mit der Ratifizierung 2009 zur zügigen Umsetzung der Konvention in nationales Recht verpflichtet. Inklusion als Recht jedes Menschen auf umfassende Teilhabe ist ein Menschenrecht, das weder ausgesetzt, noch gestoppt werden kann.

Seit nunmehr zehn Jahren wird in Deutschland auf verschiedenen Ebenen an der Umsetzung des Rechts auf Teilhabe mit unterschiedlicher Intensität und unterschiedlichen Ausrichtungen gearbeitet – insgesamt lässt die Umsetzung vielerorts stringente Planung und Konsequenz vermissen. Dies stellt auch die Monitoring-Stelle, die mit der bundesweiten Begleitung der UNBRK betraut ist, immer wieder von neuem fest. Ein wesentlicher Bereich dieser Umsetzung betrifft die Forderung nach der Schaffung eines „inklusiven Bildungssystems“, in dem Kinder lernen, mit Verschiedenheit umzugehen und den Einzelnen als vollwertiges und gleichberechtigtes Mitglied der Gemeinschaft und Gesellschaft zu akzeptieren.

Die derzeitig laut vorgebrachten Überlastungsanzeigen aus der Lehrerschaft sind nachvollziehbar. Wir verstehen, dass sich viele Lehrkräfte durch stetig neue Aufgaben und fehlendes oder ungenügend ausgebildetes Personal überlastet fühlen. Diese Probleme jedoch alleine auf die Umsetzung der Inklusion oder die plötzliche Zunahme an geflüchteten Schülern- und Schülerinnen zurückzuführen greift zu kurz. Aufgabe von Schule ist es, sich vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen und Veränderungen zu stellen. Die Umsetzung eines inklusiven Schulsystems – im umfassenden Sinne als Entwicklung zu einer „Schule für alle“ verstanden – könnte hierbei wertvolle Unterstützung leisten. Lehrer, Schüler und Eltern dürfen damit nicht alleine gelassen werden. Stellt sich eine Schule ernsthaft diesen Herausforderungen, braucht sie Begleitung und Beratung. Ressourcen sollten umverteilt werden, um das System Schule auf die neuen Aufgaben vorzubereiten und angemessen auszustatten, räumlich genauso wie personell. Schulen müssen barrierefrei werden, Schulteams multiprofessionell ausgestattet werden. In Schulen werden die Kompetenzen vieler dringend gebraucht. Sollte man sie nicht bündeln? Aus dieser Perspektive bleibt die CDU-Forderung nach neuen Förderschulen unverständlich, denn damit werden die dringend in den Regelschulen benötigten Kompetenzen von Förderschullehrkräften ausgelagert.

MLL lehnt die Umsetzung von Inklusion zum Nulltarif ab, weil sie auf Kosten von Schülerinnen und Schülern und auf Kosten von Lehrkräften geht, so dass Kindern mit Behinderung in den Schulen nicht immer offen aufgenommen werden. Insbesondere wird so Eltern von Kindern mit Behinderung die Last auferlegt, sich zwischen zwei ungleichen Möglichkeiten entscheiden und dann die Sonderschule wählen zu müssen

Aber: Die Schaffung neuer Förderschulen bindet dringend benötigte Ressourcen und ist keine „Inklusion mit Augenmaß“ sondern setzt diese aus.
Die Aussetzung oder Verschiebung eines Menschenrechts kann ganz sicher nicht die richtige Antwort auf die vielfältigen Herausforderungen sein.

– Wir brauchen eine gute personelle Ausstattung der Schulen. Die Schulen im Saarland, die schon viele Jahre das gemeinsame Lernen in guter Qualität auch für Kinder mit Behinderung anbieten, brauchen dafür erfahrungsgemäß zwar keine durchgängige, aber eine ausreichende Doppelbesetzung. Entscheidend ist, dass die Lehrkräfte und andere pädagogische Helfer im Team zusammenarbeiten.

– Inklusion von Kindern mit Behinderungen ist gemeinsame Aufgabe aller Verantwortlichen im Schulbetrieb der allgemeinen Schule. Sie darf nicht nur Angelegenheit der Sonderpädagogik sein. Darauf muss auch die Aus- und Fortbildung aller Lehrkräfte ausgerichtet werden.

– Inklusive Schulen teilen ihre Schülerinnen und Schüler nicht in „Schubladen“ auf und halten für „behinderte“ und „nicht behinderte“ Schüler keine inhaltlich unterschiedlichen Unterrichtsprogramme bereit. Stattdessen gestalten die Lehrkräfte einen gemeinsamen Unterricht, der allen Schülerinnen und Schülern gerecht wird. Sie arbeiten zusammen mit Schulassistent*innen, mit (externen) Experten und nutzen die Kompetenz der Eltern.

– Inklusive Schulen brauchen ein multiprofessionelles Team, das auf die vielfältigen Herausforderungen des veränderten Schulalltages gemeinsam kompetente Antworten entwickelt. Die besonderen Bedarfe von Kindern, die in Armut aufwachsen, von Kindern mit Fluchterfahrung, von Kindern in sozial belastenden Lebenssituationen müssen ebenso Berücksichtigung finden, wie die der Kinder mit besonderen Kompetenzen und Begabungen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Schule muss gewährleistet sein, Schulsozialarbeit ausgebaut werden.

– Gemeinsames Handeln vieler Unterstützungssysteme kann die Haltekraft der Schulen stärken. Bereits erfolgreich arbeitende Projekte und Modelle müssen gefördert und weiterentwickelt werden. Ressourcen müssen dort verortet werden, nicht in Sondersystemen.

– Gute Schul- und Unterrichtskonzepte, die Heterogenität und Vielfalt im Blick haben, müssen endlich auch in der Praxis Anwendung finden. Denn Unterricht in inklusiven Schulen beinhaltet Phasen des selbständigen Lernens und Phasen des kooperativen, gemeinsamen Lernens. In den Phasen des selbständigen Lernens können alle Schüler mithilfe individueller Lernpläne nach ihren Bedürfnissen und in ihrem Tempo – aufmerksam begleitet durch die Lehrkräfte – lernen. In den Phasen des gemeinsamen Lernens können die Ressourcen der Mitschüler genutzt werden: Kinder lernen von und mit Kindern.

– Inklusive Schulen unterrichten flexibel, je nach den Bedürfnissen ihrer Schüler. Sie fördern (Klein)Gruppenarbeit in heterogenen oder jahrgangsübergreifenden Schülergruppen im Klassenverband. Sie brauchen dafür sowohl große Klassenräume als auch Differenzierungsräume. Sie haben die Freiheit, unterschiedlich große Klassen zu bilden, damit auch Schüler inklusiv lernen können, die in großen Gruppensituationen überfordert sind.

– Inklusive Schulen unterrichten nicht Fächer, sondern Kinder. Sie organisieren das Lernen unterschiedlicher fachlicher Kompetenzen entlang der Lebenswelt ihrer Kinder. Das fördert den Lernerfolg aller Schüler, auch derer ohne Behinderung.

– Nicht zuletzt widmen inklusive Schulen den Übergängen zwischen Kindergarten und Grundschule und zwischen einzelnen Schulstufen besondere Aufmerksamkeit.

Pflegeberatung 2.0 – Ines Trapp-Marx von Miteinander Leben Lernen berät Eltern von Kindern mit Behinderungen

Der Kompass im Dschungel der Pflege

„Ich berate Menschen, die aufgrund einer Behinderung oder der Behinderung eines Familienmitglieds Hilfe benötigen“, sagt Ines Trapp-Marx (67). Seit 25 Jahren ist sie in der Sozialarbeit als Pflegeberaterin, Care- und Casemanagerin tätig und war am Aufbau des Pflegestützpunktes in Völklingen beteiligt. Seit ihrer Pensionierung unterstützt sie Mitglieder von Miteinander Leben Lernen, MLL, in Saarbrücken.

Spezialisiert hat sich Ines Trapp-Marx auf die Pflegeberatung für Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen. „Jedem Versicherten steht in Deutschland eine umfassende und individuelle Pflegeberatung zu“, erläutert sie. Das ist im Pflege-Weiterentwicklungsgesetz geregelt und wird auch in den bundesweit eingerichteten Pflegestützpunkten so praktiziert.

„Ich erlebe es dennoch ständig, wie ratlos und uninformiert betroffene Eltern sind. Viele wissen nicht, was ihnen per Gesetz zusteht und welche Leistungen sie in Anspruch nehmen können,“ berichtet sie. Oft sind es besonders Menschen, die sich aufgrund ihrer finanziellen Situation keine Hilfe einkaufen können, aber dringend auf Unterstützung angewiesen sind.

Zu ihren Hauptaufgaben gehört es, sich zunächst einen Eindruck über die Situation zu verschaffen. „Es ist mir besonders wichtig, die Menschen in ihrer gewohnten Umgebung, also zu Hause zu besuchen“ sagt Ines Trapp-Marx und fügt hinzu „um das notwendige Vertrauen für die nachfolgenden Gespräche aufzubauen und ich kann mir dabei einen Überblick über die Barrierefreiheit und Nutzbarkeit der Wohnung verschaffen“.

Trapp-Marx schildert, dass viele Betroffene zunächst einmal froh und dankbar sind, dass ihnen jemand zuhört. „Ich erlebe es oft, dass die Eltern von Kindern mit Behinderung überfordert sind. Hier versuche ich mit meinen Erfahrungen zunächst beruhigend einzuwirken“ sagt sie und ergänzt „wenn ich dann erkläre, das ihnen für die Betreuung und Pflege ihres Kindes Geld- und oder Sachleistungen zustehen, ändert sich der Gesichtsausdruck spontan“, sagt sie und lächelt.
Auch in der Wohnumfeldberatung kennt sie sich aus und gibt Familien, deren Kind auf einen Rollstuhl angewiesen ist, praktische Lösungen für die barrierefreie Gestaltung der Wohnung. Wenn Haltegriffe fehlen, keine befahrbare Dusche vorhanden ist oder zusätzliche Hilfsmittel benötigt werden, dokumentiert sie das für einen Antrag bei der Pflegekasse.

Immer wieder kommt es vor, dass für ein Kind oder eine/n Jugendliche/r noch kein Pflegegrad beantragt wurde und dadurch auch keine oft dringend benötigten Leistungen von der Pflegekasse gezahlt werden. Im Laufe des Beantragungsverfahrens kommt ein Gutachter*In bei den Familien vorbei, um die häusliche Situation des Klienten zu dokumentieren „Das ruft den Medizinischen Dienst der Krankenkassen auf den Plan und bei Bedarf bin ich bei dieser Begutachtung gerne mit dabei. Nicht um den MDK zu kontrollieren, schließlich habe ich einige Schulungen bei dieser Institution absolviert, sondern mit meinem Sachverstand den Angehörigen Sicherheit zu geben und ihnen im Anschluss das Gutachten, das jeder Klient anfordern kann, zu erklären“, betont Ines Trapp-Marx.

Ihr Engagement und ihre Leidenschaft ist beispiellos und für die Mitglieder von Miteinander Leben Lernen, die diese Unterstützung kostenlos erhalten, von unschätzbarem Wert. Für sie ist Ines Trapp-Marx der Kompass im Dschungel der Pflege.

Mehr Infos unter Tel.: 0681/68797-28, E-Mail: andrea.becker@mll-saar.de

Wertebildung: MLL an Anfertigung eines Toolkits für die interkulturelle Jugendarbeit beteiligt

Der in den vergangenen Jahren massive Zustrom von Schutzsuchenden aus Afrika und dem Mittleren Osten nach Europa, die damit verbundenen Herausforderungen der Integration sowie die Angst vor Terror stellen
die europäischen Gesellschaften verstärkt auf die Probe, was die Gestaltung eines friedlichen Zusammenlebens angeht.

Für viele Menschen ist das „Fremde“, sind die anderen Kulturen, andere Sichtweisen und andere Sprachen nicht vereinbar mit ihrer hier in Europa gelebten Welt und es kommt immer wieder zu Konflikten.
Die AutorInnen dieses Toolkits, darunter auch Andrea Becker und Joachim Fries von Miteinander Leben Lernen, sind der Meinung, dass die Basis für ebensolche Konflikte unter anderem eine unterschiedliche Werteorientierung der Menschen ist. Das trifft jedoch nicht ausschließlich auf Konflikte zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft zu, sondern auf jede zwischenmenschliche Auseinandersetzung.

Somit kann jeder Konflikt auch ein Wertekonflikt sein. Gerade in Zeiten, in denen die europäischen Länder eine erhöhte Migrationsdynamik erleben, sollte die
Bewusstseinsbildung bezüglich der eigenen Werte und von Werteunterschieden verstärkt werden. Denn erst wenn man sich seiner eigenen Position bewusst wird, kann man sich angemessen mit anderen Werten beschäftigen und Konflikte reflektieren.

Insbesondere bei der Arbeit mit jungen Menschen sollte die Wertebildung integraler Bestandteil sein.

Das vorliegende Toolkit (pdf-Datei zum Herunterladen) liefert Methoden für die Jugendarbeit, mit denen eine Bewusstseinsbildung angestrebt wird.

Barrierefrei Kochen bei MLL dank Schreinerei Hodapp

„Endlich haben wir eine barrierefreie Küche, in der Fußgänger und Rollstuhlfahrer gleichermaßen ihre Gerichte zubereiten können“, freut sich Alexander Stier, Geschäftsführer bei Miteinander Leben Lernen, MLL. Mit Unterstützung der Saarbrücker Schreinerei Hodapp GmbH wurde das lange geplante Projekt „Barrierefreie Küche“ jetzt in der Geschäftsstelle von MLL umgesetzt.  Bisher konnten Kinder, Jugendliche, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung dort nicht selbständig kochen.
 
Für Schreiner Karl-Friedrich Hodapp war das geringe Budget für den Küchenumbau  kein Grund, diesen Auftrag abzulehnen. „Für uns stand im Vordergrund, dass am Ende jeder in dieser Küche arbeiten kann, egal ob er auf einen Rollstuhl angewiesen ist oder nicht“, sagt Hodapp.  Eine unterfahrbare und höhenverstellbare Arbeitsplatte und ein klappbarer Tisch für Rollstuhlbenutzer wurden maßgefertigt. Die Elektrogeräte sind vom Rollstuhl aus bedienbar.   
 
In der neuen Küche werden jetzt die inklusiven Kochkurse „Kochen über den Tellerrand“ angeboten, in denen Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung  unter fachkundiger Anleitung die Zubereitung von Speisen lernen. 

Selbstverteidigung und Schattentheater – eine ausgefallene Mischung

Selbstbehauptung … gibt dir Mut und Kraft

Unter diesem Motto veranstaltete Miteinander Leben Lernen im Herbst eine inklusive, durch das Bundesprogramm „Demokratie Leben!“ geförderte Seminarreihe, die aus einem Selbstverteidigungskurs und einem Schattentheaterworkshop bestand.
Eine ausgefallene Mischung? Vielleicht – aber beide Seminarteile besitzen eine wesentliche Gemeinsamkeit: die Selbstbehauptung steht an erster Stelle.  

                       

Die Teilnehmenden konnten sowohl in der Selbstverteidigung als auch im Schattentheater ihre Körpersprache und ihre Körperhaltung trainieren, dadurch ihr Selbstbewusstsein festigen und ihre Sicherheit im Alltag stärken. Und sie hatten sichtlich viel Spaß dabei.
Das zeigten sie am Samstag ihren begeisterten Besuchern im Rahmen der großen Abschlussveranstaltung. Eltern, Geschwister und Freunde waren eingeladen, die Teilnehmer des Workshops zu bewundern, als Schatten großer Stars und Sternchen, berüchtigter Mörder und raffinierter Kommissare oder verliebter Paare unter blühenden Kirschbäumen.
Die Besucher staunten aber auch nicht schlecht, wie gut die Teilnehmenden gelernt hatten, sich zu verteidigen – mit der richtigen Körperhaltung, aber auch mit Techniken und Kniffen, die alle im Alltag mit ein bisschen Übung anwenden können.
An der Seminarreihe konnten Menschen mit und ohne Behinderung teilnehmen. Für den Unterstützungsbedarf standen den Teilnehmenden mit Behinderung Assistenten und Assistentinnen zur Seite, die auch selbst mit viel Spaß und Engagement am Schattentheater teilnahmen und in der Selbstverteidigung trainierten.Der Applaus am Ende der Bühnenshow sprach eine eindeutige Sprache: Das war eine erfolgreiche Veranstaltung, die alle im nächsten Jahr gerne wiederholen möchten.

 

 

 

 

 

„Saarzahn“ unterstützt inklusives Projekt für Kinder mit und ohne Behinderung

„Ich kann klettern wie alle anderen auch“, sagt Simon (8) und grinst aus 3 Metern Höhe an der Kletterwand in die Kamera. Simon ist eines von 15 Kindern in der Klettergruppe von Freizeit Inklusive, die der Saarbrücker Verein Miteinander Leben Lernen (MLL) gegründet hat.

„Im Rahmen unseres Freizeitangebots für Kinder mit und ohne Unterstützungsbedarf hat das Klettern einen besonderen Stellenwert “, erläutert Ilse Blug, Geschäftsführerin bei MLL. „Klettern ist ideal, um die eigenen Grenzen kennenzulernen und zu erweitern. Und durch die Partnersicherung lernt man, Verantwortung füreinander zu übernehmen und sich auf den/die andere/n zu verlassen.“

Von dieser Idee der praktischen Inklusion sind auch Dr. Christoph Dallinger, Carla Birke und Dr. Sabine Güth-Thiel, die Inhaber der zahnärztlichen Gemeinschaftspraxis „Saarzahn “ in St. Arnual überzeugt. „Wir finden dieses Projekt so wichtig, weil es das Miteinander fördert“ erläutert Carla Birke und fügt hinzu „deshalb haben wir beschlossen, MLL mit einer Spende in Höhe von 2.000 Eurozu unterstützen“.

Laut Ilse Blug wird das Geld zur Anschaffung weiterer Kletterausrüstung verwandt, um das Angebot ausweiten zu können. „Neben der Ausrüstung ist die individuelle Unterstützung der Kinder entscheidend. Diese wird bei uns von Assistent*innen übernommen, die alle im Klettern ausgebildet sind“, erklärt sie. Der Verein möchte in nächster Zeit Aktionstage veranstalten, um dieses Sportangebot, das MLL gemeinsam mit dem Verein zu Förderung des Jugendsports, VFJ, konzipiert hat, bekannter zu machen. VFJ bietet bereits seit vielen Jahren Sporterlebnisangebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. „Unsere erfahrenen Trainer*innen wurden vom MLL-Team für das Klettern von Menschen mit Behinderungen sensibilisiert und qualifiziert“, betont Joachim Fries, Übungsleiter beim VFJ.

„Saarzahn“ fördert seit Jahren die Arbeit von gemeinnützigen Projekten und Vereinen. „Wir verwenden einen gewissen Anteil der Einnahmen aus der professionellen Zahnreinigung um gemeinnützige Arbeit zu unterstützen. An dieser Stelle ein Danke auch an unsere Patienten, die uns seit vielen Jahren die finanzielle Unterstützung sozialer Projekte ermöglichen. So profitieren alle davon“, sagt Carla Birke.

Mobilität und Teilhabe dank Rotarier Spende

Der Rotary Club Saarbrücken – St. Johann hat am letzten Wochenende sein  50-jähriges Bestehen gefeiert. Dies wurde vom Club zum Anlass genommen, dem Verein Miteinander Leben Lernen (MLL), der Kinder und Jugendliche mit Behinderung im Saarland unterstützt, ein dort dringend benötigtes Einsatzfahrzeug zukommen zu lassen. Ralf Linsler, (Foto: links) der derzeitige Präsident vom Rotary Club Saarbrücken- St. Johann, hat im Rahmen der Fahrzeugübergabe betont, „es ist unser Ziel, einen Beitrag zur Teilhabe junger Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben zu leisten“.  Die Übergabe des neuen Peugeot 208 erfolgte am 30. März im Beisein von Clubmitgliedern an die Geschäftsführer Ilse Blug und Alexander Stier vom MLL.

Kleiner „Goldener Stern des Sports“ für Gipfelstürmer

Preisverleihung „Sterne des Sports” in Gold 2016, DZ BANK, 23.01.2017 – v.l.n.r. Joachim Fries (Verein zur Förderung des Jugendsports e.V. Saar), Alfons Hörmann (Präsident Deutscher Olympischer Sportbund), Joachim Gauck (Bundespräsident), Uwe Fröhlich (Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR)

„Auch wenn es nicht zum großen Goldenen Stern gereicht hat, sind wir glücklich und stolz, heute unser Bundesland hier zu vertreten“, freute sich Joachim Fries, Projektleiter beim Verein zur Förderung des Jugendsports Saar (VFJ).

Die Gipfelstürmern hatten sich für das Finale am 23. Januar in Berlin qualifiziert. Dort reichte es zwar nicht für einen der ersten drei Plätze, jedoch lobte Bundespräsident Joachim Gauck das Engagement der Gipfelstürmer-Truppe und überreichte den kleinen „Goldenen Stern“ an Joachim Fries.

Das Projekt Gipfelstürmer richtet sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Behinderung über alle sozialen, kulturellen und religiösen Grenzen hinweg. Nach dem Gewinn des Silbernen Sterns Ende vergangenen Jahres hatten sich bereits zwei neue Klettergruppen in St. Wendel und Saarlouis und ein spezieller Kurs für Mädchen und Frauen gebildet.

Insgesamt erhielten 16 Sportvereine aus ganz Deutschland eine Auszeichnung für ihr beispielhaftes gesellschaftliches Engagement. Joachim Fries lobte besonders das Projekt des Siegervereins aus Hildesheim: „Was dieser Verein auf die Beine gestellt hat, ist beispielhaft für Sportangebote auf kommunaler Ebene. Die heutige Auszeichnung ist eine verdiente Würdigung dieser Arbeit“.

Alle Vereine hatten sich zuvor in dem dreistufigen Wettbewerb auf der Lokal- und Landesebene mit dem „Großen Stern des Sports“ in Bronze und Silber durchgesetzt und sich so für das Bundesfinale qualifiziert. Bereits Anfang April startet auf lokaler Ebene die Ausschreibung für die „Sterne des Sports“ 2017.